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 Wurftechnik und Wurfstile
Günni Offline




Beiträge: 8

19.12.2007 14:14
Der Fliegenwurf im Österreichischen Stil Zitat · Antworten


Der Fliegenwurf im „Österreichischen Stil“

Ich möchte versuchen, euch die wesentlichen Gründzüge dieses sehr eleganten und effektiven Wurststiles darzustellen und euch eine kleine Einführung in diese Wurftechnik zu geben:

Der Fliegenwurf hat im Grunde einen natürlichen anatomischen Bewegungsablauf.
Wenn z.B. ein Kind einen Ball wirft, macht es intuitiv folgendes: Es holt nach hinten oben aus und wirft den Ball auf einer geraden Linie ins Ziel.

Der verstorbene Altmeister der österreichischen Fliegenfischerei Hans Gebetsroither hat diesen natürlichen Wurfablauf, der insbesondere aus dem Schulter- und auch Ellenbogengelenk kommt, in die Fliegenwuftechnik übernommen.

Die Bewegungsstrecke des Rutenarmes beim Wurf wird hierbei als sog. Arbeitsweg bezeichnet.

Die Fliegenrute wird beim Rückwurf nach hinten gezogen, wobei der Ellenbogen eine flache halbkreisförmige Bewegung noch hinten oben beschreibt (lifting).

Beim Vorwurf wird die Fliegenrute auf einer leicht abfallenden geraden Linie nach vorne geschoben.

Jeweils wird die Fliegenrute hierbei erst in Höhe des Körpers (also spät) abgekippt, wodurch sich der Arbeitswinkel (siehe unten) der Rute verändert und die Schnur schon fast zwangsläufig eine schöne Schlaufe beschreibt.

Beim Vor- wie beim Rückwurf wird die Rute nach jedem Beschleunigungsvorgang deutlich abgestoppt. Hierdurch wird die aufgeladene Energie, erzeugt durch die Rutenbiegung, in die Schnur abgegeben.
Die Beschleunigung der Rute erfolgt zunächst langsam und steigert sich bis zum Stopp.
Die höchste Geschwindigkeit wird etwa in Körpermitte erreicht.
Um Schwingungen der Rutenspitze, die als Wellenbewegungen in die Schnur übertragen werden, zu vermeiden, sollte die Rute nach dem Stopp etwas nachgeführt (gedriftet) werden.

Durch den aus der Schulter kommenden Wurfablauf und dem bewegten Ellenbogen geht die Schnur im Gebetsroither-Wurfstil beim Rückwurf unter die Rutenspitze durch und beim Vorwurf über die Rutenspitze hinweg.
Die Wurfebenen bilden eine Ellipse und sind somit deutlich voneinander getrennt.

Viele Anfänger bewegen die Fliegenrute beim Wurf aber nicht nach diesem Schema, sondern lassen den Ellenbogen stehen und bewegen nur den Unterarm. Es entsteht eine sog. „Scheibenwischerbewegung“.
Die Rutenspitze beschreibt hierbei einen vertikalen Halbkreis. Dieser Kurvenweg der Rutenspitze ist immer ein Umweg, der logischerweise länger als der direkte Weg zum Ziel ist.
Nur wenn man einen geraden Weg geht, wird der Zielort schneller erreicht.

Auf den Fliegenwurf bezogen bedeutet dieses, dass der Werfer eine schnelle Schnurführung bekommt, wenn die Fliegenrutenspitze jeweils einen geraden Weg auf einer Ebene von Punkt A nach Punkt B nimmt.
Die Fliegenschnur folgt dabei immer zwangsläufig der Fliegenrutenspitze.

Den Weg, den die Rutenspitze von Punkt A nach Punkt B beschreibt, nennt man Arbeitswinkel.

Wenn man sich das Ziffernblatt einer Uhr vorstellt, ist der Arbeitswinkel etwa 10 Uhr bis
1 Uhr.
Falls mit wenig Schnur geworfen wird, kann der Arbeitswinkel relativ klein sein.
Soll mehr Schnur in der Luft gehalten und weiter geworfen werden, muss der Arbeitswinkel der Rute vergrößert, der Arbeitsweg des Wurfarmes verlängert und mehr Beschleunigungsenergie (Druck) in den Wurf gelegt werden.

Je mehr Schnur sich in der Luft befindet, je länger muss der Fliegenfischer warten, bis sich die längere Schnur jeweils möglichst gerade gestreckt hat, damit das gesamte Schnurgewicht für das Aufladen der Rute zur Verfügung steht. Hierbei kommt es auf das richtige Timing an.

Bei Rechtshändern ist es günstig, den linken Fuß vorzustellen. Dadurch kann die Wurfhand weiter nach hinten geführt werden, wodurch der Arbeitsweg z.B. bei Distanzwürfen verlängert werden kann.
Auch ist es dem Werfer besser möglich über die rechte Schulter nach hinten zu schauen und zu kontrollieren, wie sich die Fliegenschnur beim Rückwurf verhält.
Beim Rückhandwurf wird der rechte Fuß vorgestellt.
Bei Linkshändern funktioniert das entsprechend anders herum.

Je kleiner der Arbeitswinkel, je enger entwickelt sich die Schnurschlaufe. Eine enge Schlaufe schneidet besser den Wind und die Schnur fliegt schneller, genauer und weiter.

Die Spitze der Fliegenrute muss sich immer an einer imaginären Wand entlang bewegen!
Dieses ist für das Gelingen des Fliegenwurfes enorm wichtig!
Wenn die Rutenspitze diese gedachte Wand verlässt, beschreibt die Rutenspitze und die ihr folgende Schnur abermals einen Halbkreis und zwar einen horizontalen und es wird wieder kein gerader Weg von Punkt A nach Punkt B beschritten.
Die Folge ist, dass sich die Fliegenrute nicht richtig aufladen kann und die Energie zum großen Teil verloren geht.
Der Werfer versucht in diesem Falle mit mehr Kraftaufwand, größerem Arbeitsweg und Arbeitswinkel oder zu schnellem Schnurgegenzug beim Doppelzug dieses zu kompensieren. Die Folgen sind dann eine unruhige, flatternde Schnur oder gar einen „Tailing-Loop“, bei dem sich die Fliege ins Vorfach einhängen kann.

Aus dem Handgelenk wird nicht geworfen. Es wird beim Wurf relativ steif gehalten und keinesfalls nach hinten abgekippt.
Jedoch wird ein fortgeschrittener Werfer durch spartanischen Einsatz des Handgelenkes den Fliegenwurf noch optimieren können.

Damit die Fliegenrute nicht zu weit nach hinten unten geführt wird und der Arbeitswinkel dadurch vergrößert wird, ist es vorteilhaft die Fliegenrute mit der sog. Zeigefingerhaltung oder auch, insbesondere für höhere Schnurklassen, mit der „natürlichen“ Handhaltung zu führen, Diese Griffhaltungen hemmen auch, anatomisch bedingt, etwas das Abkippen des Handgelenkes nach hinten.

Der Fliegenrutengriff wird möglichst locker und unverkrampft in der Hand gehalten.

Geführt wird die Fliegenrute etwa in einen Winkel von 45 Grad zur Körpervertikalachse.
Die Wurfhand geht nicht über Augenhöhe und bleibt möglichst nah am Körper.
Ein Fliegenfischer kann nicht den ganzen Tag mit gehobenem oder seitlich gestrecktem Arm werfen. Dieses ist nicht effektiv und würde zu stark ermüden.

Das Fliegenwerfen braucht keine Kraft. Ein guter Fliegenfischer lässt die Rute arbeiten.

Ruckartige und hektische Bewegungen sind beim Fliegenwurf unbedingt zu vermeiden.
Nur gleichmäßige, ruhige, gerade und rhythmische Bewegungen und das richtige Timing (völlige Streckung der ausgebrachten Fliegenschnur), laden die Rute optimal auf und führen zu einer eleganten Schnurführung.

Bis dieses Ziel erreicht ist, bedarf es natürlich etwas Zeit und Übung.
Ich hoffe, ich habe euch mit meinen Erläuterungen hierzu eine kleine Hilfestellung bzw. Anleitung gegeben.

Euer
Günni Sareyka von der Bochumer Fliegenfischerschule


http://www.fliegenfischerschule-ruhrgebiet.de

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