Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
www.fliegenfischen-deutschland.de
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 601 mal aufgerufen
 Reiseberichte
RolandT Offline



Beiträge: 38

14.01.2008 17:14
In der Tatra! (1.Teil) Zitat · Antworten


Blick in die winterliche Tatra!


Der Winter war kurz. Schon Anfang März herrscht in der Natur das schönste Frühlingswetter. In den Nächten ist es noch Relativ kalt, aber tagsüber hat die Sonne schon so viel Macht, dass man überall im Garten die Frühlingsboten bewundern kann. Krokusse, Märzenbecher und nicht zuletzt die Schneeglöckchen strecken ihre Blüten der wärmenden Sonne entgegen.
Ich sitze am Schreibtisch und schaue bei geöffnetem Fenster den Spatzen und Meisen bei ihrem lustigen treiben zu. Meine Gedanken schweifen ab, hin zu den Flüssen und Bächen mit ihren flinken Fischen. Man müsste bei diesem Wetter draußen am Wasser sein, die Fliege tanzen lassen und schauen was sich so tut. Ich träume mit offenen Augen vor mich hin und bekomme gar nicht mit, wie meine Frau ins Arbeitszimmer kommt. Ich schrecke auf, als sie mich fragt, was denn mit mir los sei. Ich erzähle ihr von meinen Gedanken, und davon, das mich eine unbändige Sehnsucht überkommen hat, zum fischen zu gehen. Warum fährst du nicht einfach für ein paar Tage raus ans Wasser, fragt sie mich. Naja, warum eigentlich nicht? Ich greife zum Telefon und rufe meinen Angelfreund Janusz an, um mich nach den derzeitigen Bedingungen am polnischen Dunajec zu erkundigen. Er sagt mir, dass es mit der Fliegenfischerei gar nicht so schlecht aussieht. Nur die Nachttemperaturen lägen noch so um die Minus 10 Grad. Und im oberen Bereich, so Janusz, könnte durchaus noch alles zugefroren sein.
Macht nichts, denke ich mir, hole geschwind meine Reisetasche aus dem Keller, und packe meine Sachen für eine Woche Angelferien.




Am Dunajec.


Ankunft


Bei meiner Ankunft in Nowy Targ am Dunajec, ist es frühmorgens doch noch etwas kälter, als von Janusz angekündigt. Die Nachttemperatur bewegen sich um die –15 Grad. Tief verschneit liegen die Berge der nahen Tatra zum greifen nahe vor mir. Die aufgehende Sonne verzaubert das Land um mich herum und die mit dickem Raureif behangenen Bäume und Sträucher bilden zu den Bergen im Hindergrund einen tollen Kontrast.
Beim ersten Blick von der Brücke auf den Schwarzen Dunajec denke ich mir, dass ich es mit der Fliegenfischerei wohl vergessen kann. Auch die Aussicht an der Bialka ist nicht besser. Dick zugefroren liegen die beiden Flüsse zu meinen Füßen.
Anders schaut es dann schon am Hauptfluss, dem Dunajec in der Ortschaft Nowy Targ aus. Am und im Fluss stehen einige Fliegenfischer und schwingen ihre Leinen. Die Welt ist für mich wieder in Ordnung. Vorerst jedoch geht meine Fahrt noch einige Kilometer weiter flussabwärts, vorbei an dem noch erstarrten Dunajecstausee, hinab in das Städtchen Kroscienko. Nur wenige Meter vom Fluss entfernt, beziehe ich Quartier und stärke mich nach meiner langen Fahrt erst einmal mit einem starken Kaffee und einem ausgiebigen Frühstück. Hier unten im Tal sieht es schon ein wenig anders aus als in der nahen Tatra. Der Schnee ist schon fast vollständig dahin geschmolzen und der Fluss zeigt sich mir klar und niedrig. Ich genieße den Anblick des Dunajec, und freue mich auf ein paar unbeschwerte Tage, die ich hier fliegenfischend verbringen werde.






Früh im Jahr am Fluss.


Von meiner Pension aus befische ich den Dunajec flussaufwärts. Abwechslungsreich fließt dieser in Richtung Wisla. Ich beginne mit der Nymphe die Strömungskante eines tieferen Zuges abzufischen. Nur nach wenigen Würfen bekomme ich schon den ersten zaghaften Biss, kann aber den Fisch nicht haken. Nach weiteren Abdriften der Nymphe, zieht es die Schnursspitze wieder stromauf. Ein kurzer Kontakt und wieder ausgehängt. Das sollte es dann aber für den heutigen Tag auch schon gewesen sein. Trotz intensiven fischens mit verschiedenen Nymphen tut sich dann nichts mehr. Das Wetter zeigt sich in den darauffolgenden Tagen von seiner besten Seite. Die Nachttemperaturen liegen zwar nach wie vor um die –10 Grad, aber dafür ist es dann tagsüber bei gleich bleibenden sonnigem Wetter, für diese Jahreszeit schon angenehm warm. Um die 12 Grad Plus, was will man mehr.
Am nächsten Tag, nehme ich mir viel Zeit, um mit kleinen Streamern die tiefen Strömungsbereiche nach allen Regeln der Kunst abzufischen. Und siehe da, die zaghaften Bisse vom Tag zuvor, entpuppten sich als stramme Regenbogenforellen, die sich in der stärkeren Strömung als wahre Kämpfer erweisen. Es sind nicht die größten ihrer Art, aber immerhin mit um die 35cm, Silberblank und vor allem kräftig genährt, recht hübsch anzusehen. Dieser Vormittag bringt mir 3 Regenbogenforellen und einen Döbel. Gar nicht so schlecht.
Am Nachmittag lerne ich Marek kennen. Leidenschaftlicher und vor allem fairer Fliegenfischer aus der nähe von Nowy Sacz. Wir kommen ins Gespräch, wenn man dieses als solches bezeichnen kann. Es ist ein Mix aus Russisch, Englisch, Polnisch, Tschechisch und Deutsch. Aber, wenn man ein gemeinsames Hobby hat, ist es gar nicht so schwer, sich auf diese Art und Weise zu verständigen. Wir zwei verstehen uns jedenfalls vom ersten Moment an prächtig. Es sollen ein paar tolle Tage sein, die Marek und ich fliegenfischend verbringen werden. Auch dieses mal bekomme ich wieder zu spüren, was polnische Gastfreundschaft bedeutet!
Am Abend lädt Marek mich zu einem Fliegenbindemeeting nach Tylmanowa ein, wo er sich mit einigen Freunden verabredet hat. Ich bin absolut begeistert über die Bindekünste der polnischen Fliegenfischerkollegen. Mit welch einer Perfektion und Detailgenauigkeit entstehen hier die schönsten Nymphen, Trockenfliegen und Streamer. Mein Gott, eigentlich sind doch all diese Kreationen, die hier entstehen, viel zu schade um sie ans Schnurende anzuknüpfen. Normalerweise, so sage ich, gehören all diese Muster in ein edles Mahagoni Kästchen und ab in die Vitrine. Nein antwortet man mir, diese Muster sind dazu da, um die Äschen, Forellen und all die anderen Fische zu betören.
Es wurde ein wirklich interessanter und vor allem gemütlicher Abend im Kreise von Gleichgesinnten. Und auch hier an diesem Abend zeigt es sich mir, wie schon so oft zuvor, das es letztendlich keine Verständigungsprobleme gibt, wenn man nur offen aufeinander zugeht. Niemals möchte ich diese Stunden und Tage missen, die für mich Überraschungen bereithalten, von denen ich wenige Stunden zuvor nicht geglaubt hätte, das diese eintreten.






Wochenende.


Es ist Samstag. Langsam kommt die Sonne hinter den Bergen hervor und kündigt einen traumhaften Frühlingstag an. Gegen acht Uhr fährt Marek wie verabredet, mit seinem kleinen Polski Fiat die Straße entlang des Flusses zu meiner Pension. Mit dabei sind Jarek und Tomasz, die ich am gestrigen Abend schon kennen lernen durfte. Für heute haben Sie einen Fischertrip zum nahegelegenen Poprad geplant und fragten mich, ob ich nicht Lust hätte, mir dieses feine Wasser einmal anzuschauen. Nun, sagt Marek zu mir, vergleichbar ist der Poprad vielleicht mit dem Dunajec, aber vom Charakter doch etwas anders. Warum nicht, schließlich bin ich offen für alles Neue.
Aber ersteinmal bitte ich die drei zu einem gemeinsamen Frühstück und zu einer Tasse kräftigen Kaffee.
Die Fahrt geht entlang des Dunajec in Richtung Nowy Sacz. Viele Bereiche des Flusses, an denen wir vorbeifahren laden regelrecht zum verweilen und fischen ein. Eine vielzahl der Stellen des Dunajec schauen sich Geheimnisvoll an und man kann leicht erahnen, dass in seinen tiefen so manch kapitaler Fisch zu Hause ist. Unser Ziel für diesen Tag heißt aber nun mal nicht Dunajec, sondern Poprad. Wir fahren durch das alte Städtchen Stary Sacz und biegen dann wenige Kilometer vor Nowy Sacz nach Rechts ab, in das Tal des Poprad. Meine Angelkameraden erzählen mir, das der Poprad eines der besten Huchengewässer in Polen ist, und das hier schon mancher kapitale Huchen auf die Schuppen gelegt wurde. Tomasz erwähnt nur so nebenbei, das im Oktober des Jahres 2001 der wohl größte Huchen in Polen, hier am Poprad in der Nähe von Piwniczna, von einem tschechischen Angler gefangen wurde. Dieser hatte eine Länge von 1,20 Meter und das stolze Gewicht von 20,3 Kg.
In dem kleinen Dorf Zegiestow Zdr., wo der Poprad die Grenze zwischen Polen und der Slowakei bildet, stellen wir unser Auto bei einem Bauern ab. Wir machen uns zum fischen bereit und gehen zum nahegelegenen Fluss, der sich in großen Schleifen, tiefen Gumpen, und phantastischen Zügen uns dreien zeigt. Jarek und Tomasz beginnen einen dieser viel versprechenden Kolke mit einer schweren polnischen Nymphe abzufischen. Eine Art des Fliegenfischens, mit einer besonders dick bebleiten Nymphe, um mit dieser annähernd in Grundnähe zu gelangen, die man hier in Polen sehr oft zu sehen bekommt. Marek winkt ab und zeigt lachend auf seine zwölfer Goldkopf Nymphe und deutet mir, das wir zwei etwas flussaufwärts gehen sollten. Er weiß da einige Stellen, wo sich Rieselstrecken mit tieferen Zügen abwechseln, in denen er schon so manche hübsche Forelle erbeutet hat.

Der Winter hat sich in die Berge zurückgezogen. Letzte Schneereste finden sich an Stellen, wo die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen noch nicht hingekommen ist. Marek beginnt eine Rückströmung abzufischen und ich schaue ihm eine ganze Weile dabei zu. Es ist immer wieder eine Augenweide, wenn man jemanden beim Werfen zusehen kann, der den Umgang mit seinem Gerät perfekt beherrscht. Marek zählt für mich schon jetzt zu den wenigen Stilisten, die ich am Wasser kennengelernt habe. Ich wünsche ihm ein zünftiges Petri Heil und gehe den Fluss noch ein ganzes Stück stromauf um dann langsam den Freunden entgegen zu fischen.
Trotz intensiven abfischens einiger vielversprechender Gewässerabschnitte tut sich rein gar nichts.
Als ich nach ca. drei Stunden wieder bei meinen Angelfreunden ankomme, stehen Jarek und Tomasz immer noch an ein und derselben Stelle, an der sie mit dem fischen begonnen haben. Ausdauernd haben die beiden den Kolk abgefischt, jedoch wie sie eingestehen müssen, auch ohne jeglichen Kontakt. Nur Marek war an diesem Tag ein wenig erfolgreicher. Er konnte zumindest zwei kleine Bachforellen um die 25 cm verhaften, die dann nach einer kurzen Belehrung wieder in den Fluten des Poprad verschwinden konnten.
Wir drei beschließen für den heutigen Tag die Fischerei einzustellen.
Marek, Jarek und Tomasz bestehen an diesem Nachmittag noch darauf, dass ich ihrer Heimatstadt Nowy Sacz die Ehre erweisen soll, um diese kennenzulernen. Also fahren wir auf dem Rückweg in die Stadt, die dem Besucher eine Menge Interessantes zu bieten hat.

Wer Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, ist hier im Gebiet der Niederen Beskiden sehr gut aufgehoben. In der näheren Umgebung der Kreisstadt Nowy Sacz findet der Besucher eine Vielzahl netter Pensionen wo er jederzeit herzlich Willkommen geheißen wird.
Aber zurück zur Stadt Nowy Sacz, dem früheren Neu Sandez. Wenn Sie einmal eine Reise dorthin unternehmen werden, so sollten Sie auf gar keinen Fall den historischen Stadtkern übersehen. Auch ein Besuch im Ethnographischen Museum sei dem interessierten Besucher sehr ans Herz gelegt.Und nicht zuletzt ist das alljährlich im Mai stattfindende "Fest der Apfelblüte" ein kultureller Höhepunkt, das im nur wenige Kilometer entfernt gelegenen Dorf Lacko am Dunajec, für Begeisterung sorgt. Hier kann man sich von den Trachten, Liedern und Tänzen der Goralen verzaubern und in längst vergangene Zeiten entführen lassen.


Fortsetzung folgt in den kommenden Tagen!!

http://rolandsfs.de-forum.net

Detlef Henkes Offline




Beiträge: 66

14.01.2008 19:04
#2 RE: In der Tatra! (1.Teil) Zitat · Antworten

Lieber Roland!
Wieder ein sehr schöner Beitrag....auf Teil 2 bin ich echt gespannt! Vor allem muß ich mich nun langsam mal bei dir revanchieren. Mal sehen was mir da so einfällt! Muß da mal ein wenig nachdenken!

Gruß
Detlef

*Es gibt Tage, da beissen die Fische wie bekloppt und es gibt Tage da gehen Bekloppte fischen und beissen sich durch. An letzteren weiß der Angler im vorraus das er nur Spot und Hohn fängt!*

 Sprung  
www.fliegenfischen-deutschland.de
Xobor Forum Software von Xobor.de
Einfach ein Forum erstellen
Datenschutz