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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Reiseberichte
RolandT Offline



Beiträge: 38

10.01.2008 18:38
Herbsttag an der Uhlava Zitat · Antworten
Herbsttag an der Uhlava!

Auf der Fahrt aus dem Tal der Otava am frühen Morgen über den Kamm des Böhmerwaldes, bekomme ich schon einen kleinen Vorgeschmack auf die tristen, vor uns liegenden Herbsttage. Dichte Nebelschleier verhüllen die Landschaft um mich herum. Schemenhaft, eher gespenstisch stehen die alten, von Wind und Wetter zerzausten Bäume am Wegesrand, eingehüllt vom grauen Nebel.
Doch soll es heute aus der Sicht der Meteorologen noch ein schöner, goldener Spätherbsttag werden. Die letzten wärmenden Sonnenstrahlen dringen durch das bunte Laub der sich schon lichtenden Baumkronen. Raschelnd fallen die Blätter von den Bäumen und künden den Herbst mit seinen grauen Tagen an.
Mein Weg führt mich an die Uhlava, einen kleinen, verträumten Wiesenfluss am Rande des Böhmerwaldes.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur nur wenige Kilometer entfernt liegenden Kreisstadt Klatovy, nehme ich Quartier in einem kleinen Landhotel, das direkt am Fluss gelegen ist.
Von der Brücke über die Uhlava lasse ich den Blick flussauf und flussab schweifen und halte Ausschau nach steigenden Äschen. Lange dauert es nicht, bis ich die ersten zart zerfliesenden Ringe auf der Wasseroberfläche des Flusses wahr nehme. Immer wieder steigen zwischen den abtreibenden Blättern Äschen nach den zahlreichen kleinen grauen Eintagsfliegen.
Die Uhlava zählt für mich schon seit vielen Jahren zu einem meiner Lieblingsgewässer, an dessen Ufern ich immer wieder gerne den scheuen Äschen und Forellen nachstelle.


Der Fluss.


Die Uhlava (zu deutsch: Angel) hat ihren Ursprung auf dem 1202m hohen Spicak, in der nähe des kleinen böhmischen Urlaubsortes Zelezna Ruda. Auf ihrer Reise in nördlicher Richtung wird die noch junge, wilde Uhlava, durch einen Stausee gebändigt. Relativ begradigt fließt sie dann unterhalb des Staudammes in Richtung Nyrsko, einem kleinen Städtchen am Fuße des Böhmerwaldes.
Außerhalb der Stadt, weiter Richtung Klatovy, hat dieses kleine Flüsschen seinen natürlichen Charakter wieder zurückgewonnen. Windungsreich, bei einer Breite zwischen 5-10 Meter fließt die Uhlava durch Wiesen und Agrarland. Ihre Ufer sind gesäumt von Laubbäumen, überwiegend Erlen, Weiden und Eichen. Abwechslungsreich und nicht immer leicht zu befischen, bietet dieser kleine Fluss dem Fliegenfischer spannende Stunden bei der Ausübung seines Hobbys. Tiefe Gumpen, Rieselstrecken, ruhig dahinfließende, bis zu 3Meter tiefe Flussbereiche, sowie unterspülte Ufer sorgen für Abwechslung. Und gerade in den Bereichen, wo der Fluss auf längeren Streckenabschnitten dicht zugewachsen ruhig dahinfließt und ein Begehen mit Stiefeln oder Wathose nicht möglich ist, steht der Fliegenfischer nicht selten vor schwierig zu lösenden Aufgaben.
Zum Forellenfischen ist die Strecke von Nyrsko bis nach Janovice nad Uhlavou sehr zu Empfehlen. Hier findet sich die Äsche noch nicht in den Stückzahlen, bei denen man von einer guten Äschenfischerei sprechen könnte. Nur vereinzelt kommt dieser edle Fisch hier oben vor. Anders schaut es da schon ab der Ortschaft Janovice aus. Von da weg zählt die Äsche zu der Hauptfischart. Forellen werden eher seltener erbeutet. Man soll sich aber nicht täuschen lassen. Jedes Jahr werden hier einige Bachforellen teilweise ein ganzes Stück über die 40cm Marke gefangen.
Ab Janovice wird der Fluss dann etwas breiter und die Äsche findet beste Lebensverhältnisse. Nur wenige Kilometer weiter flußab befindet sich das kleine, verträumte Dorf Dolny Lhota, an dessen Wehr die für Gäste zu befischende Salmonidenstrecke endet.






Die Äschen steigen.


Regelmäßig zerfließen zarte Ringe auf der Oberfläche des Flusses. Kleine grauolivfarbene Eintagsfliegen treiben wie kleine Segelschiffchen ab. Immer wieder kommen die Äschen vom Grund des Flusses zur Oberfläche, um sich ein Insekt nach dem anderen einzuverleiben.
Ich knüpfe an meine 12er Vorfachspitze eine kleine 18er CDC Fliege an und serviere diese dem mir am nächsten steigenden Fisch. Das Kunstinsekt setzt wie eine Schneeflocke auf und wird auch schon nach wenigen Sekunden von einer Äsche genommen. Es sind nicht die größten ihrer Art, dafür sind die Äschen in diesem Wasser trotz ihrer geringen Größe recht kämpferisch und vor allem außergewöhnlich schön gezeichnet.
An diesem Tag können eine Vielzahl steigender Äschen meinem trügerischen Kunstinsekt nicht widerstehen. Die Durchschnittsgröße der hier lebenden Äschen liegt so um die 26-30cm. Doch kann ich an diesem Tag auch einige Exemplare um die 40cm erbeuten. Allerdings haben die Äschen um die 40cm in diesem Gewässer keine besonders hohen Stückgewichte. Diese sind relativ schlank, aber trotzdem gut genährt.









Nahrungsangebot.


Es könnte so aussehen, das es mit dem Nahrungsangebot für die Fische in der Uhlava nicht zum Besten bestellt ist. Gerade die Äschen hier im Fluss vermitteln diesen Eindruck. Rank und schlank!
Doch wenn man sich die Insektenwelt am und vor allem im Wasser einmal genauer betrachtet, so ist man überrascht über die Artenvielfalt die hier vorherrscht. Eine große Anzahl verschiedener Eintagsfliegen (im Frühjahr kommt die Maifliege in nicht geringer Stückzahl vor), über Köcherfliegen und verschiedene Arten von Steinfliegen sind in und an der Uhlava Zuhause. Immer wieder begegnet man im späten Frühjahr die bei uns relativ selten gewordene große Steinfliege, die einen wie ein Helikopter entgegenflattert.
Aber nicht nur Insekten stehen den Forellen und Äschen hier als Hauptnahrung zur Verfügung. Dreht man größere Steine im Fluss um, so findet man schon hier und da mal die ein oder andere Koppe. Auch eine Vielzahl von Elritzenschwärmen konnte ich an sonnigen Tagen immer wieder beobachten. Vielleicht liegt es ja gerade an diesen Bachbewohnern, das die Bachforellen, welche man hier immer wieder einmal überlisten kann, nicht die schmalsten sind.
Und an dieser Stelle sind wir auch schon bei der Auswahl der Fliegen angelangt, die man hier an der Uhlava unbedingt bei sich haben sollte.
Angefangen im zeitigen Frühjahr, haben sich bei mir die fast überall gängigen Nymphenmuster bewährt. Das heißt, das alle Nymphenmuster die ich bei uns an den Mittelgebirgs- und Niederungsflüssen verwende, an der Uhlava genau so fängig sind. Goldkopfnymphen gehen hier ebenso gut wie Ritz oder Arthofer Muster. Besonders wirkungsvoll sind diese allerdings in den Größen 14-16.
In den Sommermonaten schwöre ich persönlich auf alle Imitationen von Köcherfliegen, da diese zur Sommerzeit die Hauptnahrung der steigenden Forellen und Äschen darstellt. In der Maifliegenzeit können die Kunstfliegen der Trockenen dann allerdings schon etwas größer ausfallen.
Im Verlauf des Jahres werden hier an der Uhlava, wie überall, die Insekten kleiner. Im Spätherbst kann es dann schon einmal passieren, das eine 20er Midge noch um ein paar Nummern zu groß ist.






Klatovy.


In den Jahren 1260-63 wurde Klatovy (Klattau) als königliche Stadt auf dem Handelsweg von Böhmen nach Bayern gegründet. Im Jahre 1419 haben die Bürger der Stadt das Kloster geplündert. Danach entwickelte sich Klattau zu einer bedeutenden Bastei der Hussiten. Später unterstützten diese den damaligen König Jiri Podebrad. Im Jahre1547 ist Klattau an der 7. Stelle der reichsten Städte Böhmens aufgeführt.
1620 besetzte das kaiserliche Heer Klattau und der Besitz wurde konfisziert. Die Bewohner der Stadt haben sich aber auch in dieser schwierigen Zeit nicht unterkriegen lassen und das Leben ging geregelt weiter.
Im 17. Jahrhundert wurde im Barockstil eine der bedeutendsten Apotheken erbaut, die heute zu dem Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Um das Jahr 1813 brachte man den Samen von Nelken aus Nancy in die Stadt und hat hier, somit den Grundstein für die sich entwickelnde Tradition der Nelkenzucht gelegt.
Besonders sehenswert in dieser Stadt ist für mich immer wieder der historische Stadtplatz mit seiner Barocken Jesuitenkirche, in den Jahren 1655-75 erbaut, den Katakomben und vor allem dem Schwarzen Turm, von dem aus man einen wunderschönen Rundblick auf die Stadt und den nahen Böhmerwald genießen kann.
Heute zählt Klatovy zu einer der schönsten Städte in Böhmen.




Gastlichkeit.



Das kleine Landhotel "Rual" befindet sich, wie schon erwähnt, nur wenige Meter von der Uhlava entfernt. Von Klatovy erreichen Sie dieses Gasthaus, wenn man von dort aus in Richtung Nyrsko fährt. Wenige Kilometer von Klatovy befindet sich nach rechts weg das kleine Dorf Dolny Lhota. Wenn Sie diese kleine Ortschaft durchfahren haben, kommt man zu einer kleinen Brücke über die Uhlava. 50Meter weiter sind Sie dann am Landhotel Rual.
In einfachen Zimmern, ohne großen Komfort, kann man hier Quartier nehmen. Der Preis für die Übernachtung mit einem reichhaltigen Frühstück ist mit 12 € mehr als moderat.
Abends hat man die Möglichkeit in der gemütlichen Gaststube bei einem Glas Wein oder einem frisch gezapften Bier den Tag in aller Ruhe ausklingen zu lassen.



Was sonst noch wichtig ist.



Die Salmonidensaison in Böhmen beginnt am 16.04 eines jeden Jahres und endet am 30.11.
Schonmaße für Forellen und Äschen betragen 30cm und es dürfen pro Tag insgesamt 4 Salmoniden dem Wasser entnommen werden. Die Schonzeit der Bachforelle beginnt am 01.09 und endet am 16.04. Äschen sind vom 01.12. bis einschließlich 15.06. geschont. Wichtig zu wissen ist außerdem noch, das laut Statut des tschechischen Anglerverbandes ein jeder Angler dazu verpflichtet ist, bei der Ausübung der Angelfischerei einen Kescher, ein Maßband und einen Hakenlöser bei sich zu haben. Hier wird bei Kontrollen großer Wert darauf gelegt. Fehlt eines der drei genannten Utensilien, muss die Angelfischerei sofort eingestellt werden.
Für die Ausübung des Fischfanges benötigt der Gastangler außer der obligatorischen Angellizenz, eine so genannte Staatslizenz. Diese bekommt man bei der dementsprechenden Behörde im Rathaus. Die Angellizenzen sind in den in jeder größeren Stadt vorhandenen Angelgeschäften erhältlich. Wer Schwierigkeiten mit der Verständigung in CZ hat, sollte sich an die Tourismuszentralen vor Ort wenden. Die Mitarbeiter dort sprechen sehr gut deutsch und sind bei der Beschaffung der Lizenzen behilflich. Was das Angelgerät betrifft, so sollte ein jeder nach seinem Geschmack entscheiden. Für mich persönlich reicht eine Zusammenstellung der Gerätschaften in den AFTMA Klassen 3-4 voll und ganz aus. Rutenlängen von 2m sind meiner Meinung nach genau richtig, da man an der Uhlava oft an dicht zugewachsenen Stellen der Fliegenfischerei nachgeht. Auf schwere, mit dicken Bleilagen gebundene Nymphenmuster sollte man verzichten, da diese laut Statut des tschechischen Anglerverbandes nicht zulässig sind. Jedoch wird im Gegensatz zu uns in Deutschland in Tschechien, in der Regel mit 3 Fliegen am Vorfach gefischt. Das heißt: ein Strecker und zwei Springer. Nur selten sieht man hier einheimische Fliegenfischer, die mit einem Muster dem Fischfang nachgehen. Also, bitte nicht wundern

Für Buchungen im Hotel Rual, setzen Sie sich bitte mit dem Pächter Herrn Stenek, Telefon aus Deutschland: 0042-0603 571249 / oder über E-Mail: Rualhotel@seznam.cz in Verbindung. Reservierungen sollten frühzeitig vorgenommen werden, da das Hotel gerade bei tschechischen Fliegenfischern eine gefragte Adresse ist.

http://rolandsfs.de-forum.net

Detlef Henkes Offline




Beiträge: 66

11.01.2008 13:34
#2 RE: Herbsttag an der Uhlava Zitat · Antworten

Hallo Roland!
Einen sehr schönen Reisebericht hast Du da verfasst, der sowohl durch seine sachlich fundierten Fakten, als auch durch eine wunderbare Illustration glänzt. Dazu liest er sich erzählerisch ganz toll......Gratulation!!!
Das macht Bock auf mehr!!!

Gruß
Detlef

*Es gibt Tage, da beissen die Fische wie bekloppt und es gibt Tage da gehen Bekloppte fischen und beissen sich durch. An letzteren weiß der Angler im vorraus das er nur Spot und Hohn fängt!*

RolandT Offline



Beiträge: 38

13.01.2008 15:21
#3 RE: Herbsttag an der Uhlava Zitat · Antworten


Hallo Detlef,

diese kleine Reisestory ist zwar schon etwas älteren Datums, aber immer noch Aktuell. Mal schauen, ob später noch was hinzu kommt.

Herzlichst Roland

http://rolandsfs.de-forum.net

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